In Deutschland finden wir eine ganze Reihe neuer Ridepooling Dienstleistungsanbieter. Und das ist dringend nötig. Gemäß Schätzungen der UNO werden im Jahr 2050 ca. 75 Prozent der Bevölkerung in den großen Metropolen dieser Erde leben. Und da in diesen Ballungszentren ein Großteil der Produktivität erwirtschaftet wird, gilt es sich den Herausforderungen an Mobilität in den Städten zu stellen. Die veraltete und überforderte Infrastruktur in vielen Städten, eine sich verschlechternde Luftqualität und drohende Staus und Produktivitätsineffizienzen sind Szenarien, für welche die Mobilitätsanbieter Lösungen finden müssen.
Eines der neuen Mobilitätsangebote ist Ridepooling. Unter Ridepooling versteht man die Zusammenführung von Menschen mit gleichem oder ähnlichem Fahrtziel, organisiert mit Hilfe von Smartphone Apps und gesteuert von hochintelligenter Software. Mit Hilfe von Algorithmen werden weitere Fahrgäste auf der gewählten Route eingesammelt und gemeinsam befördert. Somit kann die Auslastung der Fahrzeuge optimiert und Umwege und Leerfahrten vermieden werden. Das sogenannte „On-Demand Shuttle Operating System“ kann also Städte in die Lage versetzen, Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen, ohne dass Investitionen in eine eigene Infrastruktur notwendig sind.
Ein Ridepooling-Konzept umfasst das Bilden von Fahrgemeinschaften mit dem Ziel der Kostensenkung für den einzelnen Fahrgast und der Entlastung urbaner Ballungszentren von Verkehr. Durchschnittlich über alle Fahrten befinden sich in Deutschland derzeit 1,4 Fahrgäste in einem PKW. Gerade zu den Stoßzeiten am Morgen und Abend sieht man überwiegend Fahrzeuge mit lediglich einem Fahrgast an Bord. Damit soll den Ridepooling Anbietern zufolge nun Schluss sein.
Ridepooling Services dank intelligenter App
Doch was zunächst nach einer logischen Geschäftsidee mit großem Potential klingt, das trifft in der Realität auf starken Gegenwind. Der deutsche Taxi- und Mietwagenverband kämpft besonders verbittert gegen neue mobile Geschäftsmodelle. Dabei profitiert gerade er von einer steinzeitlichen Gesetzgebung, die jeglicher Mobilitätsinnovation im Wege steht. Es sind veraltete Regeln wie eine Rückkehrpflicht für Mietwagen zum Ausgangsdepot, die heute eher Abwehrmaßnahme gegen unbeliebte Wettbewerber sind, als eine tatsächliche praxisgerechte Regelung.
Hoffnung kommt nun ausgerechnet durch die neue Regierung in Deutschland, die in ihrem Koalitionsvertrag das „Personenbeförderungsrecht modernisieren und die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Verkehr und neue Bedienformen im Bereich geteilter Nutzungen (Ride Pooling) an die sich ändernden Mobilitätsbedürfnisse der Menschen und neue technischen Entwicklungen anpassen“ möchte. Das sind grundsätzlich gute Nachrichten für die diversen Anbieter, die sich in deutschen Städten mit ihren Innovationen auf die Straße begeben.
Ridepooling in Deutschland
Die meisten Anbieter haben in Deutschland innerhalb der letzten 2-3 Jahre ihre Ridepooling Dienste begonnen. Die führenden Anbieter sind Allygator Shuttle, door2door, mytaxi Deutschland, ioki von der Deutschen Bahn, MOIA, Clevershuttle und ViaVan.
Die Volkswagen Tochter MOIA beispielsweise plant „die Mobilität von Menschen in urbanen Räumen neu zu definieren“. So der CEO Ole Harms im vergangenen Herbst. Hierbei wird weniger auf reines Carsharing gesetzt, sondern auf die Entwicklung eigener IT-basierter On-Demand-Angebote. Die ‚Moianer‘ bauen Ridehailing- oder Ridepooling-Services auf und investierten bereits in digitale Startups, um deren Know-how in ihre Lösung zu integrieren. Der Ridesharing Anbieter arbeitet beim Rollout von Ridesharing eng mit Stadtoberen und jeweils etablierten Verkehrsanbietern zusammen.
Doch zuletzt ist es etwas stiller geworden um MOIA. Zwar wurde der Testbetrieb in Hannover von 20 auf 35 Fahrzeuge erweitert, aber auf den Ende des vergangenen Jahres angekündigten Einsatz von 200 MOIA Shuttle-Bussen ab Anfang 2018 wartet man bislang vergebens. Als Starttermin ist jetzt der Januar 2019 vorgesehen, um dann „mit zunehmender Akzeptanz“ die Ridepooling Flotte auf 1000 Fahrzeuge in Hamburg auszubauen. Einen Schritt weiter ist die Daimler Tochter ViaVan, die Anfang März mit dem Launch ihres Ridepooling Services in Amsterdam aufhorchen ließ. Nicht wie zunächst angekündigt in London oder Berlin, nein in der niederländischen Grachtenstadt startet der nachhaltige, alternative Mobilitätsdienst.
ViaVan ist ein Joint Venture von Mercedes-Benz Vans und Via, den amerikanischen Experten für Ridesharing. Beide Unternehmen steckten im vergangenen Jahr jeweils 50 Millionen US Dollar in ViaVan um den Service sukzessive in Europa auszurollen. London und Berlin sollen in wenigen Wochen folgen, doch warte man in beiden Städten auf die finalen Genehmigungen. In New York, Chicago und weiteren amerikanischen Großstädten ist man bereits sehr erfolgreich unterwegs. Im Big Apple werden monatlich bereits 1,2 Millionen Fahrten mit Via Fahrzeugen durchgeführt.
„Im Big Apple werden monatlich bereits 1,2 Millionen Fahrten mit Via Fahrzeugen durchgeführt.“
Dritter großer Spieler in Deutschland ist das Berliner Startup Clevershuttle. Die Gründer Bruno, Jan und Slava sind seit der Schulzeit beste Freunde und haben CleverShuttle 2014 gegründet, ihr Team ist inzwischen auf 55 Mitarbeiter angewachsen. Mit Hilfe der eigenen Mobility-as-a-Service-Plattform können Kunden ihr bestehendes Verkehrssystem problemlos um On-Demand-RideSharing ergänzen – der Betrieb der Flotte wird wirtschaftlicher, umweltfreundlicher und bedarfsgerechter. Unter dem Namen CleverShuttle funktioniert der Fahrdienst mit behördlicher Genehmigung seit Anfang 2016 als On-Demand-RideSharing auf deutsche Straßen. Seitdem sind mehr als 450.000 Beförderungen und über 1.500.000 gefahrene Kilometern durchgeführt worden.
Vergleichsweise früh gestartet müssen heute noch in jeder Stadt in Deutschland einzeln die Genehmigungen für einen Ridepooling Start eingeholt werden. Inzwischen ist das Startup, an dem neben der Deutschen Bahn auch Daimler beteiligt ist, in Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart mit Elektroautos unterwegs. In einigen Städten fährt Clevershuttle auf Basis einer sogenannten Experimentierklausel, also einem Testbetrieb von bis zu vier Jahren. Wie es danach weitergeht, das hängt dann auch von der Willkür der Politik ab.
Wie so etwas ausgehen kann, das musste der amerikanische Herausforderer UBER schmerzlich in den letzten Monaten in diversen europäischen Städten erfahren. Sein UberPool Ridesharing-Dienst aus den USA ist nur in wenigen Städten außerhalb der USA erlaubt, auch wenn wahrscheinlich die Software selbst aufgrund der jahrelangen Investitionen bereits am weitesten entwickelt ist.
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