Im Februar überraschte die TU München mit einer Aussage, dass bereits bei einem 30% Anteil von Elektroautos bei der Stromversorgung in Deutschland Engpässe auftreten könnten. Es gelte die Befürchtung, dass das deutsche Stromnetz für einen potentiellen Boom von Elektroautos nicht vorbereitet sei.
Die Wissenschaftler der TU aus München beziehen sich auf einen Forecast der Unternehmensberatung Oliver Wyman. Dieser sagt voraus, dass der Anteil von Elektroautos in Deutschland bis 2035 auf bis zu 30% steigen könnte. Man geht davon aus, dass in Stadtrandlagen die 30-Prozent-Quote bereits in fünf bis zehn Jahren erreicht werden könnte. Und das sei dann eben echt ein Problem.
Ich habe daraufhin in einem Gespräch mit Prof. Murza, Lehrstuhlinhaber des Fachgebietes Thermische Energiesysteme an der Hochschule Augsburg, die Zahlen nachgerechnet. Unsere Resultate unterscheiden sich deutlich von denen der TU München Wissenschaftler, denn wir bereits heute nicht nur mehr als genug Strom für Elektroautos. Die Energieversorger könnten sogar bei einem theoretischen Anteil von 100% an Elektroautos die Stromversorgung locker gewährleisten.
Wir rechnen nach: Wenn wir einmal von typisch gefahrenen 20.000 Kilometern an Jahresleistung eines Fahrzeuges in unserem Land ausgehen, so errechnen wir bei einem durchschnittlichen Verbrauch eines Elektroautos von 15 kWh pro 100 km den gesamten Strombedarf eines Elektroautos auf 3.000 kWh pro Jahr. Das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch eines typischen, kleineren Einfamilienhauses in Deutschland.
Nehmen wir einmal an, die von Kanzlerin Angela Merkel gewünschte Zahl von 1 Million Elektroautos sei im Jahr 2020 erreicht. So läge dann der Jahresverbrauch dieser 1 Million Fahrzeuge bei drei (3!) Terawattstunden. Der gesamte Jahresverbrauch an Strom in Deutschland liegt derzeit bei ca. 620 Terawattstunden. Wir sprechen also für die zugegeben eher gewünschte als erreichbare Anzahl von 1 Million Elektrofahrzeugen von einem Bedarf von 0,5 Prozent unserer jährlichen Stromproduktion. In dieser Konstellation sehe ich auch als Laie nun wirklich kein großes Problem für unsere Energieversorgung auf uns zukommen.
Was wäre wenn wir alle Elektroautos fahren?
Doch die Rechnung geht weiter. Hochgerechnet auf einen theoretischen Anteil von 40 Millionen Elektro-PKWs beträgt der hochgerechnete Anteil 20 Prozent des Energieverbrauchs in unserem Land. Wer die derzeitigen Schwankungen im Netz alleine zwischen den Wochen- und Wochenendtagen anschaut, der sieht dass diese 20 Prozent den normalen Tagesschwankungen im Netz heute entspricht.
Ein wenig in Schutz nehmen muss ich die Münchner Wissenschaftler dann aber doch. Ihre Sorge beruht auch auf der Vorhersage, dass sämtliche Elektroautos zeitgleich ans Stromnetz angeschlossen werden und dann zeitgleich mit dem Ladeprozess beginnen. Auch das ist eine eher theoretische Vermutung, also quasi die Idee, alle Elektrofahrer kämen abends aus dem Büro und schlössen die Fahrzeuge zeitgleich an die Steckdosen an.
„Warum also abends um 20 Uhr laden, wenn ich doch weiß, dass der Berufspendler erst am kommenden Morgen um 7 Uhr wieder das Fahrzeug benötigt.“
Auch hier kann ich beruhigen. Bereits heute können die digitalen, intelligenten Ladestationen helfen, Belastungen auszugleichen. Anders als beim Tankrüssel für Benziner oder Dieselfahrzeuge lädt die Ladestation nicht unbedingt sofort sondern dann, wenn sie erkennt, dass der Strom günstig verfügbar ist bzw. bedarfsgerecht zugeführt werden kann. Warum also abends um 20 Uhr laden, wenn ich doch weiß, dass der Berufspendler erst am kommenden Morgen um 7 Uhr wieder das Fahrzeug benötigt. Es reicht also aus, über die Nacht hinweg den Elektrowagen zu beladen.
Intelligente, digitale Systeme helfen bei der smarten Beladung unserer Elektroautos. Und mit der verbesserten Verfügbarkeit von Ladestationen in Städten, Gemeinden oder auf privatem Grund, wie etwa Supermarktparkplätzen oder in Shopping Centern werden wir die Standzeiten unserer Fahrzeuge zukünftig wesentlich besser nutzen können.
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