E-Scooter gelten vielerorts als Heilsbringer für den emissionsarmen Beitrag beim Personentransport auf der letzten Meile. In Deutschland sind die kleinen Tretflitzer bislang verboten und werden anders als in anderen europäischen Ländern auch nicht im Straßenverkehr geduldet. Doch es zeichnet sich ab, dass wir auch auf deutschen Straßen ab dem kommenden Frühjahr legal mit E-Scootern die Kurzstrecken befahren dürfen.
Kein Tag vergeht, an welchem nicht über einen der großen globalen Anbieter wie Bird oder Lime berichtet wird. Da werden quasi stündlich deren elektrische Scooter in neuen Städten lanciert. Paris, Tel Aviv, Lissabon, Madrid, Barcelona oder Wien – die Liste ließe sich lang fortschreiben.
Eine solche Boomphase schreit nach Startups und Venture Capital. Die amerikanischen Bird und Lime haben in wenigen Finanzierungsrunden zusammen mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Wachstumsgeldern aufgenommen. Ihre Unternehmensbewertungen sind auf über zwei (Bird) oder eine (Lime) Milliarden Dollar geschossen.
Klar, dass nun auch in Deutschland diverse Startups an dem erhofften Boom partizipieren wollen. Quasi ein Jahr nach dem Start bei den Bike-Sharing Anbietern buhlen jetzt mehrere lokale Anbieter um das Geld der VCs für die Expansion der E-Scooter. Knapp 100 Millionen US Dollar haben drei deutsche E-Scooter Startups in den letzten Tagen eingesammelt. Wir geben hier einen Überblick über die neuen E-Scooter Sharing Anbieter:
Gleich drei neue Berliner Mobilitätsunternehmen im Markt der „docklosen“ E-Scooter Vermietung
Das zunächst unter dem Namen BYKE bekannte E-Bike Startup sammelte jetzt unter dem Namen ‚Wind Mobility‘ für den Launch von E-Scootern 22 Millionen Dollar in einer Seed-Runde. Hinter den Geldern stecken mit Holtzbrink Ventures und der chinesischen Source Code Capital zwei alte Bekannte, die Gründer Eric Wang und seinem Team vertrauen.
Schließlich hat die Mannschaft in den vergangenen Monaten bereits mit seinen E-Bikes in Paris oder Lissabon Erfahrung sammeln können. Wind plant in Städten, Unternehmen, Hotels und Universitäten seine E-Scooter anzubieten. Von Stunden-/Tagesmieten bis hin zu Abo-modellen oder Mitarbeiterbonusprogrammen für die Kunden sind diverse Angebote angedacht.
Das Berliner Startup Tier Mobility will mithilfe einer Seed Runde von 25 Millionen Euro europäischer Marktführer mit seinen E-Scootern werden. Finanziers sind neben dem skandinavischen Investmentfonds Northzone die beiden bisherigen Investoren Speedinvest aus Wien und Point Nine Capital aus Berlin. Sie hatten vor wenigen Wochen bereits zwei Millionen in das Startup gesteckt. Damit war der Start in Wien mit 250 E-Scootern finanziert worden.
Zu den Gründern zählen CEO Lawrence Leuschner, Julian Blessin und Matthias Laug. Alle Drei sind in der deutschen Startup-Szene keine Unbekannten. Leuschner ist ehemaliger Gründer von rebuy, Blessin Ex-BCG Consultant und für den Start der Bosch Tochter Coup mit verantwortlich. COUP ist mit den Sitzrollern inzwischen neben Berlin auch in Madrid, Paris und Tübingen unterwegs. Laug wiederum ist CTO bei Tier und war zuvor Lead Consultant bei Thought Works in Berlin und ehemaliger CTO bei Takeway.com
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Tja und über den dritten E-Scooter Anbieter aus Berlin gibt es bislang nicht viele Informationen. Der in der deutschen Startup Szene bekannte Mehrfachgründer Lukasz Gadowski soll Medienberichten zufolge 50 Millionen Dollar für den Launch seines E-Scooter Unternehmens GoFlash eingesammelt haben. Dabei soll dem Spreadshirt Gründer der Mobility Fonds von Target Global als Leadinvestor zur Seite stehen. Die Ernsthaftigkeit seines Vorgehens zeigt eine Order von 20.000 E-Scootern beim chinesischen Hersteller Ninebot Segway im Wert von 7 Millionen Dollar, die laut Gründerszene in der letzten Woche ausgelöst wurde.
„Die Gründer von rebuy, Spreadshirt oder COUP kämpfen jetzt im E-Scooter Segment für die saubere Mobilität auf der letzten Meile.“
Somit bereiten sich also die drei neuen E-Scooter Startups auf die bevorstehende Legalisierung in Deutschland vor.
Dass ein Markteintritt nicht immer reibungslos funktioniert zeigte sich für einige der Teilnehmer in Spanien. In Madrid sind seine E-Scooter noch geduldet, dort wird derzeit ein Lizensierungsverfahren für E-Scooter aufgesetzt. In Barcelona musste Wind seine E-Scooter kurzerhand wieder einsammeln, nachdem Ihnen die dortige Behörde die rote Karte gezeigt hatte. In Valencia hatten die Behörden die unabgestimmte Lancierung der Fahrzeuge von Lime untersagt.
Und es droht zusätzlicher Wettbewerb. Neben den amerikanischen Sharing-Riesen Lime und Bird kündigten Taxify und MyTaxi bereits Tests von E-Scootern für die kommenden Wochen an. Für die Beiden wäre das der Einstieg in die E-Scooter-Vermietung.
50 Millionen Dollar für VOI aus Schweden
So ganz nebenbei vermeldet ein weiteres europäisches Schwergewicht namens VOI aus Schweden zukünftig „gemeinsam mit Städten und Gemeinden Elektroroller anbieten zu wollen“. VOI wurde vom 27-jährigen Fredrik Hjelm vor wenigen Monaten gegründet und ist neben Stockholm und Götheborg in diversen spanischen Städten aktiv.
Dass die Investoren an sein Modell glauben, zeigt eine frisch Kapitalrunde über 50 Millionen Dollar. Zu den Geldgebern zählen der Londoner Risikokapitalgeber Balderton Capital Local Global und Raine Capital sowie eine Reihe prominenter Business-Angels, darunter der Blablacar-Gründer Nicolas Busson und Jeff Wilkes (Amazon).
Die großen Finanzierungsrunden sind also angekommen in Deutschland. Es wird spannend zu sehen, wer sich mit seinem Team in diesem Wettlauf durchsetzen wird. Wir bleiben dran.
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