Nein, die Überschrift ist keineswegs despektierlich gemeint. Ich werde die Bedeutung des Wortes ‚Hühnerstall‘ im Laufe dieses Posts aufklären. Dank einer Einladung des israelischen Generalkonsulates konnte ich eine knappe Woche in Tel Aviv verbringen und dort fokussiert auf den Mobility Bereich die dortigen Startups und ihre lokalen Investoren kennenlernen. Mit diesem Post fasse ich meine Top Erkenntnisse zusammen.
Starke VC Szene in Tel Aviv
Am meisten beeindruckt hat mich in Tel Aviv die starke Verbindung von Startups mit sehr kreativen und finanzstarken Finanziers. Allein im Bereich der ‚Automotives‘ gibt es in Israel geschätzte 6.000 Neugründungen. Diese basieren häufig auf Security, AI oder Big Data Systemen denn das sind Bereiche traditioneller Stärke in Israel. Die exzellenten Universitäten bilden die Basis für das Wachstum dieser Tech-Startups. Die Bedingungen für eine Tech-Neugründung könnten kaum besser sein.
Und hier kommt sie nun endlich, die Erklärung zum Hühnerstall. Einer der führenden VCs des Landes gab sich den vielsagenden Namen Lool.vc – und das heißt übersetzt eben Hühnerstall. Ein großartiger Name für einen Frühphasen Finanzierer, wie ich finde. Daneben ist mit Maniv ein weiterer lokaler VC mit großen Investments im Mobility Bereich aktiv. Samsung und Sony Ventures, Grove Ventures oder auch die OurCrowd Investment Plattform runden das Bild ab.
Typisch für die israelischen Startups sind die große Finanzrunden. Nicht untypisch ist dabei eine Series A Runde im einstelligen Bereich, quasi normal eine Series B Finanzierungsrunde von 20-40 Millionen US Dollar. Davon träumen die meisten Gründer in Europa.
Was machen die internationalen Investoren?
AID Audi, Porsche MHP, die VW Gruppe: viele der deutschen Mobility Größen haben bereits ihre Fühler nach Tel Aviv ausgestreckt und sind vor Ort mit Präsenzen vertreten.
Weltweite Beachtung fand letzten Dienstag die Ankündigung von VW, hier in Israel gemeinsam mit zwei lokalen Partnern ins autonome Fahren einzusteigen. Beim Gala-Dinner mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verkündete VW den autonomen Coup. Denn dem OEM ist gelungen, die israelische Regierung als Sponsor in diesen Deal mit einzubeziehen. Und genau das ist es, was die OEMs weltweit suchen: einen starken Partner auf der Regierungsseite, um die Unwägbarkeiten auf dem Weg zum autonomen Fahren gemeinsam angehen zu können.
Mobileye und Champion Motors arbeiten mit VW
Bei diesen beiden Business-Partnern handelt es sich um niemand weniger als das israelische Vorzeige-Startup Mobileye aus Jerusalem. Für 15,3 Milliarden US Dollar waren die Israelis erst im letzten Jahr von Intel übernommen worden und dominieren mit ihrer Software für fahrerlose Assistenzsysteme. Zweiter lokaler Partner ist Champion Motors aus dem Großraum Tel Aviv. Die Fahrzeuge in diesem zu gründenden Joint Venture stellt Volkswagen, Mobileye die Technik für das autonome Fahren. Anfang 2019 beginnen, der Service dann 2022 voll in Betrieb sein.
Interessant zu dieser Entwicklung war dann die Aussage von Amnon Shashua, seines Zeichens CEO Mobileye. „Die Gesellschaft toleriert autonomes Fahren, wenn es in der Größenordnung von 2 besser ist: In den USA würden 40.000 Todesfälle pro Jahr nur 400 Todesfälle bedeuten.“
Und das gilt es anzustreben. Für Shashua entwickelt sich Autonomes Fahren über Generationen hinweg. Die Fahrzeugflotten in den kommenden 5-10 Jahren werden aus autonomen Fahrzeugen und Fahrzeugen mit Fahrern bestehen. Die Schwierigkeiten mit den Verkehrsverhältnissen in den Städten und die unterschiedlichen Wetterverhältnisse machen eine flächendeckende Einführung von Level 4 oder gar Level 5 in diesem Zeitraum unmöglich. Und um dieses Verhalten in den kommenden Jahren zu testen, ist ein Zusammenspiel zwischen starken Partnern und der Regierung in Israel eben optimal.
Auf meinen Veranstaltungen waren neben den OEMs aus Europa auch die großen, weltweit tätigen Zulieferer vertreten. ZF, Bosch oder Mahle, Continental, Automotive Lighting und Rohde & Schwartz aus Deutschland tauchten in die israelische Mobility-Szene ein. Auch die Deutsche Bahn sondierte in diesem spannenden Umfeld.
Das waren hochinteressante Tage in Tel Aviv und bestimmt nicht mein letzter Besuch in diesem faszinierenden Land.
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