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Die Weltpremiere des eCitaro Elektrobus

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Nach der Preview des Daimler eCitaro Busses im Frühjahr vor Medienvertretern in Stuttgart erfolgte vor wenigen Tagen dessen Weltpremiere. In cooler Hallenatmosphäre im Industriegebiet von Mainz erlebte ich die Bühnenpräsentation: ein revolutionierter Elektrobus inklusive Lightshow und Fachvorträgen.

Der elektrische Stadtbus von Daimler, der seinen Namen auf Basis des Bestsellers Citaro um ein ‚e’ ergänzt nun auch in der Marke vollzieht, ist die elektrische Hoffnung für den urbanen, öffentlichen Nahverkehr für Daimler.

„Es geht um den Transport von Menschen, … wir haben eine große Verantwortung und daher haben wir die Schnelligkeit auch nie der Qualität geopfert“, so Martin Daum, Mitglied des Vorstandes der Daimler AG, verantwortlich für Daimler Trucks & Buses, bei der Präsentation. „Wir wollen elektrische Nutzfahrzeuge, die unter allen Bedingungen zuverlässig funktionieren – also bei jeder Außentemperatur, bei jeder Verkehrsdichte und bei jeder Topografie.“

Der eCitaro zunächst als Solobus

Plattform des neuen Mercedes-Benz eCitaro Elektrobus ist der Weltbestseller Citaro, mit mehr als 50.000 Einheiten der meistverkaufte Stadtbus von Mercedes-Benz. Den vollelektrisch angetriebenen eCitaro gibt es in zwei- und dreitüriger Ausführung als Solobus. Die Gelenkbusversion ist dann für das Jahr 2022 vorgesehen. Der neue eCitaro ist auf Anhieb an seinem eigenständigen Design zu erkennen. Allerdings bleibt das Layout des Fahrgastraums erhalten, und somit sind die bekannten Varianten an Bestuhlungen und Sonderausstattungen wie gewohnt auswählbar.

Viel mehr als nur ein Hi-Tech Bus

„Wir entwickeln mit den Kunden gemeinsam ein Konzept, das mit heutigen Telematik Systemen der Kunden kompatibel ist.“ Vor dem Kauf eines neuen eCitaro werden Lösungen erarbeitet, die vom Vorkonfektionieren der eBusse, das Laden ganzer Fahrzeugflotten und ein detailliertes Schulungssystem für die Mitarbeiter der Betriebe oder Stadtwerke beinhalten. Schließlich sind bei einem Elektrobus zusätzliche Schwerpunkte zu berücksichtigen. Alleine der Umgang mit den Batterien verlangt eine Ausbildung, die Fahrer selbst können mit geschulter Fahrweise an der Reichweite ihres Fahrzeuges einen wesentlichen Anteil beitragen.

Bis zu zehn Batteriemodule, innovatives Thermomanagement

Apropos Batterien. Diese sind im eCitaro modular aufgebaut, ganz nach Bedarf speichern sechs bis zehn Batteriepakete mit zusammen maximal 243 kWh Kapazität Strom für die Elektroportalachse mit zwei Motoren an den Radnaben. Alternativ zur serienmäßigen Stromversorgung per Stecker im Depot kommt nach Serienanlauf optional eine Ladung per Stromabnehmer hinzu. Das passiert dann wahlweise über einen fahrzeugfesten Stromabnehmer auf dem Dach oder ortsfeste Stromabnehmer über Ladeschienen auf dem Dach.

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Daimlers vorsichtiger Weg bei der Reichweitendiskussion

Aktuell kommen prismatische Zellen zum Einsatz. Die derzeitige Reichweite des eCitaro im Sommer wird mit rund 150 Kilometer angegeben. Im Idealfall sollen es sogar 250 Kilometer sein. Doch die Stuttgarter gehen hier inzwischen einen vorsichtigen Weg. Denn in Anbetracht der derzeit unübersichtlich geführten Diskussionen um Reichweiten von Elektrofahrzeugen, hat man sich bei Daimler entschieden, die Kunden auf Worst-case und Best-case Szenarien hinzuweisen.

Tatsächlich reicht im Winter die Kraft der Akkus lediglich für 110 Kilometer. Das hat Daimler in den vergangenen Jahren bei Temperaturen von -30 Grad und weniger bei Testfahrten in Finnland verprobt. Mit der sich weiterentwickelnden Batterietechnik wird aber auch diese Reichweite steigen.

Stufenweises Vorgehen beim Elektrobus

Mercedes denkt hier in Stufen: im Jahr 2020 werden die eigen-produzierten Lithium-Ionen-Akkus eine Kapazität von 330 kWh haben. Das ermöglicht eine verlässliche Reichweite von 200 Kilometern. Da der eCitaro aufwärtskompatibel ist, können diese neuen Batterien in die bestehenden Fahrzeuge eingesetzt werden.

Zusätzlich kündigte der neue Leiter Daimler Buses und Vorsitzende der Geschäftsleitung der EvoBus GmbH Till Oberwörder eine wirkliche Überraschung an. Feststoffbatterien mit einer Energiedichte von 400 kWh werden ab 2020 für die eCitaro Busse einsetzbar werden. Der Vorteil hoher Energiedichte hat jedoch seine Downside: diese Akkus sind für das Hochleistungsladen nicht geeignet, d.h. es werden Änderungen in der Ladeinfrastruktur notwendig. Ab dem Jahr 2022 wird dann mit einer Brennstoffzelle als Reichweitenverlängerer eine Reichweite von 400 Kilometer erzielbar sein. Damit kann man dann mehr als 90 Prozent aller gängigen Strecken für Stadtbusse absolvieren.

Durchdachtes Thermomanagement im eCitaro

Besonders spannend ist aus meiner Sicht das Thermomanagement des eCitaro. Für diejenigen unter unseren Lesern, die nicht täglich mit dem Energiemanagement von Bussen zu tun haben nur diese wichtige Information: ein Bus verbraucht tatsächlich mehr Energie für die Thermik im Fahrzeug als für die tatsächliche Fortbewegung. Das ständige Öffnen und Schließen der Türen während der vielen Stopps im Sommer und Winter lässt entweder Wärme oder Kühle eindringen oder eben entweichen.

Die neu entwickelte Klimaanlage des eCitaro arbeitet mit dem Kältemittel CO2, eine Wärmepumpe temperiert den Fahrgastraum. Alle Wärme abgebenden Komponenten sind miteinander vernetzt. Die Temperierung richtet sich sogar nach der Zahl der Fahrgäste an Bord. Im Vergleich zum Citaro mit Verbrennungsmotor sinkt der Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Klimatisierung um rund 40 Prozent, parallel dazu steigt die Reichweite. Das ist feinstes German Engineering.

Mit diesen Eigenschaften deckt der eCitaro des Jahres 2018 bereits ohne Zwischenladung rund 30 Prozent der Anforderungen der Verkehrsbetriebe ab. Da die Entwicklung der Batterietechnik mit schnellen Schritten voranschreitet, ist beim eCitaro eine Umstellung auf die künftige Batterietechnik bereits konzeptionell vorgesehen. Die nächste Generation des eCitaro deckt dann bereits rund 50 Prozent aller Einsätze ab. Mit einer nominellen Batteriekapazität von rund 400 kWh im Solobus und einer nochmals darüber liegenden Kapazität im Gelenkbus deckt der eCitaro dann ab 2020 etwa 70 Prozent aller Anforderungen ohne Zwischenladung ab.

Mit Hilfe der elektrischen Stadtbusse werden wir in den Städten einen großen Schritt zu urbaner, ökologischerer Mobilität machen. Daimler zeigt mit dem eCitaro, dass die Stuttgarter sich den Herausforderungen stellen. Mir ist ein Hersteller tatsächlich lieber, der offen und schrittweise mit seinen Kunden die Umstellung auf Elektrobusse vollzieht. Letztlich sind die Anschaffungskosten bei ca. 500.000€ für einen eBus auch so signifikant, dass Stadtobere nicht von heute auf morgen sämtliche Dieselbusse in ihrem Bestand austauschen können. Mit Hamburg, Berlin und der Rhein-Neckar Region gibt es die ersten Orders für die derzeitige Generation des Elektrobus von Daimler. Die Qualität und Innovationskraft des Hauses Daimler wird dafür sorgen, dass dieses nicht die einzigen Orders bleiben werden.

Bildrechte/Image rights: Daimler AG Presseseite, Michael Brecht

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