Keine Frage, der Weltklimarat (IPCC) hat mit seinem Bericht vom vergangenen Montag für große Aufbruchstimmung gesorgt. Mehr Anstrengungen werden darin gefordert, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Zwei Monate vor dem nächsten UN-Klimagipfel warnen die Forscher davor, was schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius passieren kann – und erst recht bei zwei Grad. Mitte der Woche einigten sich dann die EU-Umweltminister darauf, den Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen von 2020 bis 2030 um 35 Prozent zu senken. Soweit die Neuigkeiten aus Forschung und Politik für die NEXT-GEN Mobility in unserem Lande.
Wer ist denn der große Gewinner unter den NEXT-GEN Mobility Anbietern?
Nun werde ich gerade im Hinblick auf die rasanten Mobility Entwicklungen immer wieder gefragt, wer denn jetzt der große Gewinner unter all den Mobilitätsanbietern sein werde. Schließlich ist der Verkehr nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen. Gerade die klassischen deutschen OEMs ächzen unter der Diesel-Altlast. Sehr spät kommen hier die elektrifizierten Fahrzeuge in den Markt. Aber auch die Innovatoren wie Tesla & Co. stöhnen unter den Herausforderungen von Produktion und Logistik für den sich immer schneller drehenden Weltmarkt.
Wer jetzt auf Startups setzt, der sieht sich bislang ebenso enttäuscht. Das deutsche Branchenportal Gründerszene kommentierte, dass den Startups wenig einfiele als Antwort auf drohende Fahrverbote. Sharing Dienste, Ridepooling oder gar Flugtaxis seien eher ein ‚frommer Wunsch der Mobilitätsdienstleister‘. Nicht wirklich eine echte Alternative, um sich vom eigenen Privatfahrzeug zu trennen. Zumindest in der nahen Zukunft.
Im Glanz des e-tron Launches fast untergegangen
Bleibt die Frage: gibt es ihn eigentlich, einen klaren Gewinner unter den Anbietern der Next-Generation Mobility. Für mich ist die Antwort klar und sie heißt Amazon. Warum schon wieder Amazon?
Nun, ein bisschen untergegangen im Glitter des Launches der neuen Audi e-tron Fahrzeuge in der vergangenen Woche ist eine Ankündigung einer Vertriebspartnerschaft von Audi mit dem amerikanischen Online-Riesen Amazon. Der Ingolstädter Autohersteller hat sich mit Amazon.com Inc. zusammengeschlossen, um Heimladegeräte für e-tron-Käufer zu installieren. Runde 1.000 US-Dollar soll eine solche Ladestation für zu Hause kosten, Tesla nimmt in den USA derzeit 500 US-Dollar für seine Version. Schauen wir uns doch die Auswirkungen einer solchen Amazon Vertriebsergänzung zur Elektrohoffnung aus Ingolstadt einmal näher an.
Sieht so eine Revolution aus?
Vordergründig klingt der Vertrieb von Ladestationen bei Amazon nicht nach einer Revolution im E-Mobility Segment. Für die Kenner der Szene bedeutet jedoch der Aufwand beim Laden der Elektrofahrzeuge eines der Haupthindernisse für deren Durchbruch im Markt.
Der Einstieg von Amazon wird die Verfügbarkeit von Ladestationen erheblich verbessern und stellt möglicherweise sogar eine große Bedrohung für den größten Ölmarkt dar. Bloomberg stellt in einem Kommentar fest „die Industrie der fossilen Brennstoffe sollte sich Sorgen machen, dass ein Unternehmen wie Amazon in sein Gebiet eindringt.“
Amazon und die Ladestation für den Haushalt
Aktuell hat Amazon Heimladestationen von bekannten Herstellern wie ChargePoint, Siemens, Heidelberg und weitere im Angebot. Doch neben dem reinen Angebot einer Ladestation auf seiner Plattform beabsichtigt Amazon sich am Installationsprozess zu beteiligen. So die Ankündigung beim Launch des e-tron. Gelöst werden die Installationen zukünftig von Amazon Home Services, einem Marktplatz für Tätigkeiten wie Reinigungsservices und Heimwerkerarbeiten. Eine Erweiterung um die Elektroarbeiten in der Kombination des Verkaufs von Ladestationen ist da nicht schwer.
Audis Tesla-Herausforderer soll seinen Strom aus der Dose zu Hause laden
Zurück zu Audi, denn hier tritt Amazon tatsächlich im e-tron selbst als Partner auf. Neben dem Vertrieb der Ladestationen hat Audi als Connectivity Lösung den Amazon-Sprachdienst Alexa in das Multi-Media-Interface-System (MMI) e-tron integriert. Für seine Nutzung braucht der Fahrer weder eine App auf dem Smartphone, noch muss er dieses mit dem Auto koppeln. Es genügt, das Auto mit seinem Amazon-Account zu verbinden, danach lässt sich der Service über die Onboard-Sprachbedienung starten.
„Die Integration von Alexa in unser Infotainmentsystem war der nächste logische Schritt“, erklärt Thomas Müller, Leiter Elektrik/Elektronik bei Audi. Die Vision sei, Alexa zu den Kunden zu bringen, wo immer sie sind – zu Hause, am Arbeitsplatz und unterwegs, so Ned Curic, Geschäftsführer von Alexa Auto.
„Mit der Smart Home Steuerung können direkt aus dem Auto heraus Türen im Haus verriegelt, die Beleuchtung geregelt und das Garagentor geschlossen werden – und das alles nur mit einem kurzen Sprachbefehl oder einer Frage“, so wirbt Audi in einem Pressestatement. Sobald der Fahrer den Schlüsselbegriff „Alexa“ ausgesprochen hat, gelangen seine Anfragen an die Server von Amazon und das LTE-Modul im MMI-System stellt über ein Audi-Backend eine Verbindung her.
Alexa, kannst du mein Auto aufladen?
Die wirkliche Killer-Applikation ist dann die Kombination von Alexa und einer über Amazon gelieferten Ladestation. Eine solche Praxislösung listete Nathaniel Bullard von Bloomberg New Energy Finance auf einer Londoner Konferenz auf. Amazon kann so radikal den Besitz von EV attraktiver machen. Was wäre, wenn Alexa anfangen könnte mein Auto zu laden, wenn die Strompreise niedrig sind? „Alexa, bitte lade mein Auto!“
Audi geht für seinen e-tron also gemeinsam mit Amazon einen großen Schritt in Sachen intuitiv nutzbarem Infotainment. Neben dem e-tron sollen weitere Audi Modelle künftig ebenso unterstützt werden.
Die ganz Tragweite des Erfolges von Amazon lässt sich jedoch hieran ablesen: die Audi Schwestergesellschaften aus dem VW Konzern Seat und Skoda und weitere OEMs wie BMW, Ford oder Toyota haben Amazons Alexa bereits integriert. Der große Gewinner in Sachen NEXT-GEN Mobility wird Amazon, dank intelligenter Partnerschaften und all seiner Vertriebsmacht.
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